Neu entdecken, wer wir in Christus sind

Historische Gedenkfeier der Reformation im Dom zu Lund

LUND, Schweden/GENF (LWI)  Jesu Gleichnis vom wahren Weinstock (Johannes 15, 1-5) legten Papst Franziskus und der Generalsekret�r des Lutherischen Weltbunds (LWB), Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge, ihrer Predigt im �kumenischen Gottesdienst zum Gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationsgedenken in Lund, Schweden, zugrunde. Sie betonten die Einheit in Christus, die Lutheranern und Katholiken gemein ist. Au�erdem verwiesen sie auf M�glichkeiten zum gemeinsamen Zeugnis in einer Welt, die der Botschaft des Evangeliums Christi in Wort und Tat bedarf.

Jetzt haben wir im Rahmen des gemeinsamen Gedenkens der Reformation von 1517 eine neue Chance, einen gemeinsamen Weg aufzunehmen, der sich in den letzten 50 Jahren im �kumenischen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Katholischen Kirche gebildet hat. Wir d�rfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden. Wir haben die Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverst�ndnisse �berwinden, die oft verhindert haben, dass wir einander verstehen konnten, so Papst Franziskus in seiner Predigt.

Indem wir Jesus unter uns wahrnehmen, beginnen wir auch, einander in einem neuen Licht zu betrachten. Uns wird bewusst, dass uns viel mehr eint, als uns trennt. Wir sind Reben an demselben Weinstock. Wir sind eins in der Taufe. Darum feiern wir dieses Gemeinsame Reformationsgedenken: um neu zu entdecken, wer wir in Christus eigentlich sind, f�hrte LWB-Generalsekret�r Junge in seiner Predigt aus und forderte Katholiken und Lutheraner auf, sich abzuwenden von einer von Konflikt und Spaltung �berschatteten Vergangenheit, um den Weg der Gemeinschaft zu gehen.

Etwa 450 geladene �kumenische G�ste im Dom zu Lund sowie 10.000 Besucher der Malm� Arena und Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt wohnten dem historischen Ereignis des heutigen Tages bei: das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken. Papst Franziskus sowie LWB-Pr�sident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekret�r Junge waren erstmalig Gastgeber eines Reformationsgedenkens auf internationaler Ebene. Dank, Bu�e und das gemeinsame Zeugnis waren Teile der Liturgie des �kumenischen Gottesdienstes.

Au�erdem wurde ein Gemeinsames Wort unterzeichnet, das die Gemeinschaft als Zukunftsperspektive sowohl f�r Lutheraner als auch Katholiken in den Blick nimmt. Ein farbenpr�chtiges Kreuz, das vom K�nstler Christian Chavarria Ayala aus Salvador eigens f�r dieses Ereignis geschaffen wurde, stellte die erschaffende, vers�hnende und heiligende Kraft des dreieinigen Gottes dar.

Sehnsucht nach sichtbarer Einheit

Antje Jackel�n, Erzbisch�fin der Schwedischen Kirche, begr��te die internationalen G�ste mit den Worten: Wir feiern die gro�en Versprechen des christlichen Glaubens. Ihr katholisches Gegen�ber, der Bischof von Stockholm Anders Arborelius erg�nzte: Wir hoffen, wir beten und wir sehnen uns nach der vollkommenen, sichtbaren Einheit, die die Welt davon �berzeugt, dass der Auferstandene lebt und unter uns am Werke ist.

Kurt Kardinal Koch, Pr�sident des P�pstlichen Rates zur F�rderung der Einheit der Christen, f�hrte aus: Katholiken und Lutheraner umarmen einander als Schwestern und Br�der im Herrn. Gemeinsam jubeln sie �ber die christlichen Gaben, die sie beide empfangen und auf unterschiedliche Weise durch die Erneuerung und Impulse der Reformation wiederentdeckt haben. Bischof Munib Younan dankte Gott f�r die Verk�ndigung des Evangeliums w�hrend der Reformation, das seitdem unz�hlige Menschen dazu bef�higt hat, ein Leben im Glauben an Jesus Christus zu f�hren.

Zeichen der Vers�hnung und des Friedens

Ein besonders eindr�cklicher Moment des Gottesdienstes folgte dem Aufruf von Papst Franziskus m�ge der Christi Friede euer Herz regieren, denn als Glieder eines Leibes seid ihr zum Frieden gerufen. LWB-Pr�sident Younan lud alle am Gottesdienst Beteiligten im Dom zu Lund und die G�ste in der Malm� Arena dazu ein, einander ein Zeichen der Vers�hnung und des Friedens zu geben.

Mit dem Entz�nden jeweils einer Kerze wurden die f�nf Imperative aus dem Dialogdokument Vom Konflikt zur Gemeinschaft bekr�ftigt. Diese Imperative verpflichten Lutheraner und Katholiken zur St�rkung der Gemeinsamkeiten, zu Ver�nderung durch die Begegnung mit den jeweils anderen und durch das gemeinsame Glaubenszeugnis, zum Streben nach sichtbarer Einheit durch konkrete Schritte, zur Wiederentdeckung der Kraft des Evangeliums von Jesus Christus f�r unsere Zeit und zu gemeinsamem Zeugnis in der Verk�ndigung und im Dienst in der Welt.

Als Zeichen daf�r, dass Katholiken und Lutheraner weitere Schritte aufeinander zugehen wollen, unterzeichneten Papst Franziskus und LWB-Pr�sident Younan ein Gemeinsames Wort. Es fordert lutherische und katholische Gemeinden und Gemeinschaften dazu auf, den Weg zur Einheit, zu der Gott die Kirche beruft, mutig und hoffnungsvoll weiterzugehen.

Nach dem Gottesdienst im Dom zu Lund wird das Reformationsgedenken in der Malm� Arena fortgesetzt. Hier stehen das gemeinsame Zeugnis und der Dienst von Katholiken und Lutheranern f�r Menschen in Not im Mittelpunkt. LWB-Weltdienst und Caritas Internationalis werden eine Absichtserkl�rung unterzeichnen, die ihr weltweites Engagement als Ausdruck des gemeinsamen Glaubens an Gott unterstreicht.